Freitag, 15. März 2019

Traversalen


In der klassischen Traversale soll die Vorhand der Hinterhand vorausgehen. Was das bedeutet, warum es manchmal nicht klappt und was man dagegen tun kann, erklärt Katharina Möller:


In der Traversale soll die Vorhand der Hinterhand voraus gehen – warum eigentlich und wie erkenne ich, ob das stimmt?
In dieser Lektion soll das Pferd ja in Bewegungsrichtung gebogen und nahezu parallel zu den beiden langen Seiten des Dressurvierecks über eine Diagonale traversieren. Einen der wichtigsten gymnastischen Nutzen erreicht man jedoch nur, wenn die Vorhand sich dabei (wie in grundsätzlich allen versammelnden und versammelten Lektionen) vor dem inneren Hinterbein befindet.
Die Vorhand des Pferdes kommt also bei korrekter, klassischer Ausführung ganz leicht vor der Hinterhand am gegenüberliegenden Hufschlag an. Während der Traversale kann man das (aus Reitlehrer- und übrigens auch aus Richterperspektive) am besten von hinten beobachten: das innere Hinterbein in der Traversale muss „zwischen“ den beiden Vorderbeinen auffußen und darf keinesfalls weiter zur Seite schwingen als die Vorhand – auch wenn das spektakulärer aussehen mag. Überholt die Hinterhand dagegen die Vorhand, so haben wir dem gymnastischen Nutzen der Lektion verfehlt und verschleißen das Pferd unnötig.

Warum passiert das fälschliche „Überholen mit der Hinterhand“ bei vielen Pferden vor allem bei der Traversale nach rechts?
Aufgrund der natürlichen Schiefe kann es in der Praxis leicht passieren, dass das rechte Hinterbein seitlich „am Schwerpunkt vorbei“ fußen möchte. Das lässt sich unter anderem mit der Blinddarm-These erläutern*. Gerade um das rechte Hinterbein aufzutrainieren und damit mittelfristig das linke Vorderbein vor Überlastung und darauf resultierenden Schäden zu bewahren sollte man aber eben gerade bei den Rechtstraversalen größten Wert auf die korrekte Ausführung legen. Lässt man in der Rechtstraversale die Hinterhand überholen, reitet die Linkstraversale aber korrekt, wird die Schiefe des Pferdes schlimmer statt besser.
* Buchtipps: „Einmal überbaut, immer überbaut?“, Weingand und Welter-Böller, Müller Rüschlikon Verlag und „Gutes Training schützt das Pferd“, Welter und Welter-Böller, Cadmos Verlag

Wie bekomme ich die Vorhand in den Traversalen korrekt vor das innere Hinterbein bzw. kann ich das Überholen der Hinterhand verhindern?
Wie alle Lektionen basiert das natürlich auf dem korrekten Reitersitz und solider Grundlagenarbeit (sind die Volten grundsätzlich zu beiden Seiten hinsichtlich Längsbiegung überhaupt schon korrekt? Oft liegt da noch so einiges an Verbesserungspotential!)*.
Außerdem kennt die klassische Reiterei natürlich zahlreiche Übungsvarianten, die die Traversalen vorbereiten und verbessern können. Eine möchten wir euch heute vorstellen. Während des Übens erlangt auch der Reiter ein besseres Gefühl für die richtige Ausführung der Lektion, einen geschlosseneren und damit effektiveren Sitz und eine verbesserte Orientierung im Raum.
* Buchtipp: „Basis-Guide für feine Hilfen“ und „Pferde sinnvoll lösen“, Möller, Cadmos Verlag


ÜBUNG: Traversalverschiebungen mit Schulterherein im Wechsel
Wie ihr der Skizze* entnehmen könnt, beginnen wir zur Vorbereitung im Schulterherein und traversieren dann vom Wechselpunkt aus einige Tritte in Richtung der Mittellinie, und zwar nur genau so lange, wie das Pferd noch korrekt um den inneren Schenkel gebogen bleibt und die Vorhand noch voraus geht. In derselben Abstellung bleibend reiten wir dann einige Tritte lang auf die kurze Seite des Reitplatzes zu, so ergibt sich ein Stück Schulterherein, aus dem wir dann erneut eine Traversale ansetzen. Das Schulterherein zwischendurch erhält und verbessert ggf. verlorengegangene Biegung und sorgt dafür, dass die Vorhand jederzeit vor dem inneren Hinterbein bleibt.
Im Anschluss bitte immer wieder die Zügel aus der Hand kauen lassen und Tritte verlängern, zum Beispiel an der gegenüberliegenden langen Seite wie skizziert. Das ist wichtig, um ausgeglichen Schub- sowie Tragkraft zu trainieren und Verspannungen vorzubeugen.

Viel Spaß beim Üben!

*entnommen aus dem OsteoDressage Onlinekurs „Seitengänge“, Unterrichtseinheit 3. Dort gibt es diese Übung in bewegten Bildern.


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