Dienstag, 9. Juli 2013

Feste feiern, wie sie fallen: Vielseitiges Reiten

Gestern fiel mir beim Blick aus der Reithalle ins Auge, dass unsere „Übergangstall“-Verpächterin den Rasenspringplatz eröffnet hat. Da schlug das Möllersche Herz gleich höher: Eine riesige Springwiese vor der Haustüre! Was folgte, war eine spontane Planänderung. Mit geliehenen Reithosen, Kind und Kegel Allemann ab auf diese Wiese. Bügel kurz, den verstaubten Dressurreiterhintern raus aus dem Sattel und erst mal die Lungen durchpusten und die Lage peilen.

Ich habe hier ja ein interessantes Sammelsurium an mehr oder minder jungen „Dressurpferden“, reite hauptberuflich „Dressur“ und kam wegen meiner Schwangerschaftspause nun auch schon eine gefühlte Ewigkeit nicht zum Springen. Aber man muss die Feste schließlich feiern, wie sie fallen. Deswegen ist bei uns ab jetzt Springwiesenzeit.
Selbstverständlich machen wir dabei keine großen Sprünge, sondern erst mal überhaupt taktmäßiges Vorwärtsgaloppieren auf großen Linien im leichten Sitz und dann allenfalls ein paar Gymnastiksprüngchen. Dabei knirscht es bei so manchem Mitarbeiter im Hirn und im Getriebe („Was, SO kurze Bügel?!“, geschockter Gesichtsausdruck meiner Praktikantin, oder „Wie jetzt, aha, die Galoppstrecke führt heute im Kreis und zwischen diesen Hindernissen rum?!“, latente Verwirrung bei meinem jüngsten Pferd).

Mit meinem Pony, das ja vor einem gefühlten Jahrhundert immerhin auch mal eine Trainer-A-Gelände-Prüfung mit mir gemacht hat, holpere ich über ein paar kleine Kreuze. Fazit des ersten Tages: meine Güte, bin ich eingerostet. Wie konnte ich das nur passieren lassen?
Eigentlich bin ich nämlich der Meinung, es kann nicht angehen, dass ein „Dressurreiter“ keinen leichten Sitz kann und ein „Dressurpferd“ nicht über ein Kreuzchen kommt. Eigentlich sorge ich ja auch für regelmäßige Abwechslung beim Training. Eigentlich. Schöne Reden von der vielseitigen Basisausbildung schwingen ist das eine - die eigenen Körperteile schwingen das andere. Wer immer nur auf dem Viereck im Kreis zuckelt, verpasst den halben Spaß!

An Tag zwei zeigt sich dann nämlich schon ein ganz anderes Bild: Die Bügel werden nochmal kürzer gemacht (sportliche Höchstleistung meiner zierlichen Praktikantin: Überhaupt aufs Pferd kommen - nächstes Mal mit Aufsitzhilfe!). Die dicken Jungspunde haben den Spaß an der Sache erkannt, und wir machen wundervolle, runde, lässige Sprünge. Immer noch nur über kleine Kreuze, aber es geht ja nicht um die Höhe, sondern um den Stil: Pferd auf Linie und im VORWÄRTS, ohne dabei schnell zu werden. Entspannte Pferde, lockere Rücken, ausbalanciert sitzende Reiter, glückliche Möllerfamilie.
Vielseitiges Training hilft wirklich in jeder Hinsicht. Es geht dabei natürlich nicht darum, jeden Tag die Reitweise zu wechseln. Aber darum, in das eigene Trainingskonzept immer wieder neue Bewegungsformen zu integrieren.

Wer „etwas erreichen“ will, der sollte sich das zu Herzen nehmen. Ich mach mit und geh in Zukunft wieder mit gutem Beispiel voran. Nicht nur drüber reden, sondern wirklich machen.
In diesem Sinne würde ich sagen: Computer aus, reiten gehen! Und zwar heute mal woanders und was anderes als letzte Woche.

Viel Spaß!

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