Samstag, 20. Februar 2016

Reiten als Schule der Menschlichkeit und Empathie

Die Welt brennt.  In meinem eigenen Land gehen Dinge vor sich, zu denen mir nicht viel einfällt.
Und ich, ich gehe einfach zum Reitkurs.

"Trotzdem!",  koennte man sagen. "Du willst wohl so tun, als ginge dich Alles nichts an", könnte man sagen.
Aber ich weiss, dass es mich sehr wohl sehr viel angeht,  was mit der Menschheit und unserer Gesellschaft vor sich geht.  Ich weiss, dass wir alle aufstehen müssen, anpacken, was "positives" auf die Beine stellen, an allen Ecken und Enden der Welt, jeden Tag aufs Neue.
Und hier kommt der Reitkurs ins Spiel. Reitkurs ist nunmal meine Baustelle.
Ich sehe mich ja als Pädagogin, denn ich bilde ja nicht nur "technisch" aus, was man beim reiten so "macht", sondern es geht um viel viel mehr:
Reiten, echtes, "klassisches" Reiten ist eine Schule der Menschlichkeit, der Demut und der Toleranz,  und vor allem auch der Empathie. Das sind doch DIE Eigenschaften, die wir als Gesellschaft brauchen, die wir üben und verstärken sollten.
Will ich ehrlich reiten, muss ich anerkennen,  dass ich ein kleines Licht bin (weil ich bitte bitte sagen muss, damit ein riesen Tier mich trägt und nicht umbringt) und gleichzeitig eine grosse Leuchte (weil alles was ich tue, denke, sage tatsächlich eine unmittelbare Wirkung hat!). Ich übernehme Verantwortung für mich und ein Tier und sein ganzes Leben. Und das ist interessant und schwierig, weil das Tier so ANDERS ist als ich Mensch. Ich muss es verstehen lernen. Verstehen wollen - in seiner Eigenschaft als Pferd prinzipiell,  aber eben auch jedes Pferd in seiner Einzigartigkeit,  seiner Seele.  Ich verbringe also die meiste Zeit damit, das Pferd zu fragen, wie geht es DIR?
Was denkst und fehlst du denn, wenn ich beim reiten jetzt mal dasunddas soundso mache. Ich versetze mich in ein anderes Wesen hinein, um mit ihm kommunizieren und zusammen arbeiten und lernen zu können. Je mehr ich das Pferd berücksichtige, desto besser kann ich reiten!
Ich verstehe es auch laengst nicht immer, und so lerne ich: man muss auch nicht immer alles und jeden gleich verstehen. Trotzdem kann man sich mögen und wertschätzen!
Wer begriffen hat, dass es nicht um Macht geht, bei dem GEHT es auch nicht (mehr) um Macht.
Wer geübt ist, sich Ängsten zu stellen, wer geübt im Mitgefühl ist, wer Respekt vor der Schöpfung hat, wer auf ein anderes Wesen zugehen kann, der bereichert auch jede menschliche Gesellschaft.

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